Focus of Attention in Music

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Das FOAM-Projekt (Focus of attention in music; FOAM) ist ein neues Forschungsprojekt am Freiburger Institut für Musikermedizin, das sich mit dem Aufmerksamkeitsfokus beim Musizieren beschäftigt. Anhand von mehreren Teilstudien soll dabei unter anderem der Frage nachgegangen werden, wohin Musiker*innen beim Üben und Aufführen von Musik Ihre Aufmerksamkeit lenken. Außerdem möchten wir im FOAM-Projekt herausfinden, ob es bestimmte Aufmerksamkeitsfokussierungen gibt, die eine positive Wirkung auf die musikalische Leistung sowie auf verschiedene Aspekte der physischen und mentalen Gesundheit für Musiker*innen haben.

Auf den folgenden Projektseiten finden Sie allgemeine Informationen zum Projekt, Neuigkeiten zu einzelnen Studien und Veröffentlichungen, detaillierte Ausführungen zu den Zielsetzungen und Methoden des Forschungsprojekts sowie eine Vorstellung des FOAM-Teams und bislang erschienene Publikationen im Rahmen des Projektes.

 

Das FOAM-Projekt kurz zusammengefasst

Das von der Baden-Württemberg Stiftung geförderte Projekt FOAM setzt sich grundlegend und anwendungsorientiert mit der Frage auseinander, wohin Musizierende in welchen musikalischen Performance-Situationen ihre Aufmerksamkeit lenken. In mehreren explorativen und experimentellen Teilstudien möchte Jesper Hohagen in den nächsten drei Jahren (2024–2027) mit seinem Team erforschen, welche Effekte verschiedene Aufmerksamkeitsfokusse auf motorische Prozesse bei der Ausführung von Bewegungen und auf Vorgänge der Musikwahrnehmung während und nach dem Musizieren haben. Zugleich wird untersucht, welche Bedeutung dabei gesundheitsförderliche sowie präventive Faktoren des Musizierens in verschiedenen Übe-Phasen haben und inwiefern der Aufmerksamkeitsfokus mit individuellen musikalischen Zielen zusammenhängt.

Aufmerksamkeitsfokus in der Musik – warum ist das wichtig?

Viele professionelle, semi-professionelle Musiker*innen und Amateurmusiker*innen erleben regelmäßig Momente beim Üben oder auf der Bühne, in denen die Aufmerksamkeit vor und während des Spielens nicht bewusst auf relevante Aspekte der Performance gerichtet wird – und sich dies dann negativ auf die Leistung auswirken kann oder zu mehr Lampenfieber führt. In diesem Kontext stellt sich die bisher wenig erforschte Frage, welche Aspekte Musizierende überhaupt bewusst fokussieren sollten, um erfolgreich, selbstwirksam und gesund zu üben und auf der Bühne auftreten zu können.

Gibt es dazu schon Forschung?

Im Sport bedient sich die Forschung diesbezüglich seit über 20 Jahren eines etablierten experimentellen Aufmerksamkeits-Paradigmas, welches geringfügig veränderte, verbale Instruktionen nutzt, um die Aufmerksamkeit entweder auf interne und den Körper fokussierende oder im anderen Fall auf externe und das Ziel von Bewegungen fokussierende Prozesse zu lenken (internal vs. external focus). Ergebnisse sehr vieler Studien aus Untersuchungen mit einfachen, komplexen und sportartspezifischen Bewegungen zeigen einen positiven Effekt, wenn Performer*innen einen externen Fokus einnehmen, z. B. beim Werfen eines Dartpfeils die Dartscheibe fokussieren anstatt die eigene Wurfhand – oder beim Werfen des Basketballs den Korb fokussieren und nicht den eigenen Wurfarm.

Und was hat das mit Musik zu tun?

Verschiedene Forschungsprojekte aus dem musikpädagogischen, musikpsychologischen und musikphysiologischen Bereich haben versucht, dieses Paradigma aufgrund der vielversprechenden Wirkungen auf Bewegungsleistungen im Sport auf musikalische Leistungen zu übertragen. Hier gibt es jedoch einerseits sehr viel weniger experimentelle Studien und andererseits sehr widersprüchliche Ergebnisse sowie kein musikspezifisches theoretisches Modell, auf das etwaige Ergebnisse zurückzuführen sind. Bewegungen, motorische Prozesse und Bewegungslernphasen spielen beim Üben und Auftreten von Musik zwar eine entscheidende Rolle, dennoch gibt es viele weitere musikrelevante Mechanismen sensomotorischer Synchronisation, multimodaler (z. B. audio-visuell-taktiler) Integration und musikalischer Kommunikation, die bislang bei der Anwendung von experimentellen Paradigmen nicht berücksichtigt wurden. Zudem ist weiterhin unklar, mit welchen Parametern musikalische Leistung – und somit auch die Effekte verschiedener Aufmerksamkeitsfokussierungen – valide gemessen werden können.

Was haben wir vor? – Das FOAM-Projekt

Die Abkürzung FOAM steht für Focus of attention in music (Aufmerksamkeitsfokus in der Musik).

Das auf diesen Seiten vorgestellte Projekt zeigt anhand von explorativen Studien vorerst die musikspezifische Problematik eines zielführenden Aufmerksamkeitsfokus für Musiker*innen auf und untersucht des Weiteren, inwiefern es bestimmte Fokus-Muster oder Fokus-Kategorien gibt, die verschiedene Musiker*innen teilen. – Projektphase 1 (finding focus)

Anschließend wird die Wirksamkeit verschiedener Aufmerksamkeitsinstruktionen auf die musikalische Leistung und gesundheitliche Aspekte durch innovative und konsekutiv aufeinander aufbauende, experimentelle Studien überprüft. – Projektphase 2 (focus effects)

Zuletzt geht es um die Frage, inwiefern ein vorteilhafter Aufmerksamkeitsfokus in unterschiedlichen musikalischen Übe- und Auftritts-Situationen sowohl für Amateur- als auch für Profi-Musizierende erlernt oder antrainiert werden kann. – Projektphase 3 (focus learning)

Aufgrund der Ergebnisse ist es möglich, pädagogische Implikationen aus den Ergebnissen abzuleiten, die sowohl für die praktische Arbeit von Musiker*innen als auch für Lehrende nutzbar wäre. Zudem ist das Ziel, mit dem FOAM-Projekt einen Grundstein für weitere Forschung innerhalb des gesamten Bereichs der Performance Studies zu legen.

Die Baden-Württemberg-Stiftung

Die Baden-Württemberg Stiftung wurde im Jahr 2000 gegründet und ist eine der großen operativen Stiftungen in Deutschland. Als unabhängige und überparteiliche Stiftung des Landes ist sie in besonderem Maße den Menschen in Baden-Württemberg verpflichtet. Mit einem klaren Auftrag und mit einer klaren Haltung gestaltet sie den Wandel – in Gesellschaft und Kultur, in der Bildung sowie in der Spitzenforschung. Für eine gemeinsame Zukunft, die nicht auf das Ich, sondern auf das Wir baut. Die Baden-Württemberg Stiftung engagiert sich für eine lebendige Bürgergesellschaft und fördert soziale und kulturelle Teilhabe. Mit Ideen und mit Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Kultur setzt sie sich für ein nachhaltig lebenswertes Baden-Württemberg ein.
Weitere Informationen zur Baden-Württemberg Stiftung stehen auf ihrer Website

März 2024
„pflaster:sound“ beim Hochschulwettbewerb 2024 ausgezeichnet
Das Wissenstransferprojekt „pflaster:sound – Musik – Resilienz – Freiheit“ wurde durch „Wissenschaft im Dialog“ beim Hochschulwettbewerb 2024 als eines von 12 Projekten unter 160 Bewerbungen ausgezeichnet. Das Team aus Studierenden und Lehrenden im Masterstudiengang Musikphysiologie um Prof. Dr. Anna Immerz beschäftigt sich mit Straßenmusik und deren positiven Wirkungen für Resilienz und Gesundheit im öffentlichen Raum. Beteiligen Sie sich [hier].

Seit Wintersemester 2023/24
Bundesweit einmaliges Studienangebot: Musikphysiologie als Hauptfach im Master Musik.
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